Unfasnächtlicher November 1905

Trotz fasnächtlichem Frohsinn, der zum Grundgedanken der Maskenliebhaber seit Anbeginn gehört, wurde es im Spätherbst 1905 in einer politisch ausserordentlich bewegten Zeit recht unfasnächtlich. Im November dieses Jahres hatten die Freisinnigen der Stadt und des Amtes Luzern ihre Nationalratsmandate zu verteidigen. Sie errangen einen bemerkenswerten Sieg und feierten ihn mit einem Fackelzug durch die Stadt, wobei während des Vorbeimarsches am «Union» die Umzugsteilnehmer vom Direktor des Hotels ausgepfiffen wurden. Die Erregung war gross, da die Maskenliebhaber-Gesellschaft aus Freisinnigen bestand. Mit grosser Entrüstung fiel im selben Monat, am 22. November, einstimmig der Beschluss, keinen Ball mehr im «Union» durchzuführen.

Als neues Lokal wurde knapp zwei Wochen später der «Löwengarten»-Saal auserkoren. Dort fand dann auch am 14. Februar 1906 bei einer Beteiligung von über tausend Personen ein glanzvoller Ball statt. Seit dieser Zeit kennt man die Maskenliebhaber-Gesellschaft (MLG) als politisch freisinnig geprägten Zusammenschluss fröhlicher Luzerner. Bis 1911 blieben die Maskenbrüder mit ihrem Ball im «Löwengarten», um dann 1912 in den Kursaal zu wechseln. Mit grossen Anstrengungen und dementsprechend auch hohen Erwartungen fieberte man dem 7. Februar 1912 entgegen. Ein neues Ball-Plakat, das der Direktor der Kunstgewerbeschule Luzern, Seraphin Weingartner, kreierte, er gehörte übrigens der Zunft zu Safran an und war zudem Ehrenmitglied der Maskenliebhaber-Gesellschaft, zeigte sich nicht zuletzt dafür verantwortlich, dass der Ball zu einem respektablen Erfolg wurde.